(Gloria, Assi, Flirsch)
Nur noch 24 Stunden und 21,097 Kilometer trennten uns nach unserer Ankunft davon die Ziellinie beim Prag Halbmarathon zu ĂŒberqueren. Zuvor gab es aber noch allerhand zu Erkunden. Nach unserer Ankunft bezogen wir unser schickes Hotel und obwohl das herrschende Wetter nicht gerade einladend war, machten wir uns auf den Weg ins nahe gelegene Zentrum. WĂ€hrend Gloria die eine oder andere Filmkulisse wieder erkannte, stĂŒrmte Assi von einem Fotomotiv zum anderen und lieĂ damit so manchen Japaner vor Neid erblassen.
Die zahlreichen SehenswĂŒrdigkeiten wie zB.: Prager Burg, Kleinseite, KarlsbrĂŒcke, Lennonmauer, Altstadt usw waren in wenigen Stunden erkundet und es machte SpaĂ durch die historischen Gassen zu schlendern. Diese Freude teilte aber nicht jeder mit uns.
Assi und ich hĂ€tten uns noch gerne etwas intensiver mit der Kunst und Kultur Prags auseinander gesetzt, doch leider hatten wir eine “Kunst-Bremse” in unseren Reihen đ
Im Anschluss machten wir uns auf den Weg zur Marathon-Expo, wo wir unser Startsackerl erhielten und registriert wurden.
Das Sackerl enthielt das offizielle Adidas-Prag-Halbmarathon T-Shirt und zahlreiche Unterlagen in Tschechischer Sprache. Aufgrund des Shirts war es die 35 Euro Startgeld allemal wert. Ich deckte mich noch mit diversen legalen Aufputschmitteln ein, ehe wir uns auf den RĂŒckweg zum Hotel machten. Am Abend gönnten wir uns noch ein Bierchen und Pasta, bevor wir zeitig ins Bett gingen!
Am Morgen des Rennens versuchten wir keinen Stress aufkommen zu lassen und standen zeitig auf um ein ordentliches FrĂŒhstĂŒck einzunehmen. Das Hotel hat sich gut auf die LĂ€ufer unter den GĂ€sten eingestellt und es gab sogar zum FrĂŒhstĂŒck Spagetti. Bislang waren Gloria und Assi ja noch recht cool an die Sache heran gegangen, aber jetzt war die NervositĂ€t deutlich spĂŒrbar. Eigentlich waren wir ja relativ gut vorbereitet, aber das Wetter konnten wir nicht beeinflussen. Obwohl es trocken war, waren wir uns bis kurz vorm Start nicht sicher was wir anziehen sollten. Dennoch trafen wir die letzten Vorbereitungen und nahmen die nahegelegene U-Bahn um zum Start zu kommen.
Am Start lachte die Sonne vom Himmel, aber es war doch noch relativ frisch. WĂ€hrend sich Gloria und Assi dazu entschieden LangĂ€rmelig zu Laufen entschied mich spontan fĂŒr mein kurzes GlĂŒcksshirt, dass mich auch schon beim Berlinmarathon ins Ziel gebracht hatte.
Nun dauerte es nicht mehr lange bis zum Start. Wir hinterlegten unseren Kleidersack und machten uns auf den Weg zum jeweiligen Startblock, wo sich unsere Wege trennten. Ab diesem Moment war jeder auf sich alleine gestellt. Gloria stellte sich gemÀà ihrer Startnummer in einen der hinteren Blöcke und Assi ging in den âunter 2 Stundenâ Block um sich dem Pacemaker an die Versen zu heften. Meine gewĂŒnschte Zielzeit war unter 1:45 und ich wollte in den unter 1:40 Block wo man mich aus unerklĂ€rlichen GrĂŒnden nicht hineinlieĂ. Das war dann auch der Punkt wo ich die höchste Pulsfrequenz des Gesamten Rennens erreicht hatte. Laut Einteilung hĂ€tte ich in einem der hinteren Blöcke Aufstellung nehmen mĂŒssen. Ich war total verĂ€rgert und schummelte mich unerlaubterweise in den 1:50 Block wo ich mich auch noch soweit als möglich nach vorne schummelte.
Nun viel endlich der Startschuss und ca 4500 LĂ€ufer/innen machten sich auf den Weg. Ich versuchte von Anfang an Tempo zu machen um zum 1:40 Pacemaker aufzuschlieĂen. Anfangs war es eine ziemliche DrĂ€ngelei und es war nahezu unmöglich ein konstantes Tempo zu laufen. Assi erkannte frĂŒh, dass er den 2 Stunden-Mann ziehen lassen muss und entschied sich vernĂŒnftigerweise sein eigenes Tempo zu laufen. Glorias PrimĂ€rziel war einfach durchkommen und dementsprechend lief sie vom ersten Meter weg ihr WohlfĂŒhltempo.
Der erste Teil der Strecke war eher unspektakulÀr der Moldau entlang vorbei an zahlreichen Baustellen. Das Wetter blieb weiterhin Trocken und ich war bereits froh kurzÀrmelig unterwegs zu sein.
Nach ca 8 km ging es dann Richtung Altstadt und die Zuschauer mehrten sich. Es war ein geiles GefĂŒhl durch die Altstadt zu laufen. Dies Strecke war links und Rechts mit Zuschauern gesĂ€umt und die Anfeuerungsrufe motivierten zusĂ€tzlich. Ich erreichte nach 45:32 Minuten die 10 km Marke und hatte den 1:40 Mann bereits in Reichweite. Assi kam nach 58:05 durch und Gloria war ĂŒberrascht, dass sie bereits nach 59:16 den ersten 10er hinter sich hatte. Bei Kilometer 11 hatte ich den 1:40 Mann eingeholt. Entgegen meine Strategie mich ihm anzuschlieĂen und vielleicht auf den letzten Kilometern noch mal Gas zu geben, entschied ich mich dazu mein Tempo beizubehalten und an ihm vorbei zu gehen.
Zwischen Kilometer 11 und 15 lief man eine Schleife bei der man die entgegenkommenden LĂ€ufer sehen konnte. Dies war fĂŒr uns alle der tollste Teil der Strecke, da wir damit abgelenkt waren nach anderen Ausschau zu halten. Assi hab ich leider nicht gesehen, aber kurz bevor ich diesen Teil der Strecke verlieĂ sah ich wie Gloria einbog. Ihr Laufstil sah noch super aus und ich wusste ab diesem Zeitpunkt, dass sie das Ziel erreichen wird. Noch dazu war ich ĂŒberrascht, dass sie unmittelbar hinter der toll gekleideten 2:10 Frau lief. Als Assi kurz vor der Wende auf Gloria traf spĂŒrte er bereits den Druck von hinten. đ
Die nĂ€chsten Kilometer verliefen ohne gröĂere Höhepunkte. Assi ĂŒberlegte noch kurz ob er noch mal an Tempo zulegen soll, entschied sich aber dann doch dafĂŒr eine sichere Zielankunft nicht zu gefĂ€hrden. Auf den letzten Kilometern motiviert es einen wenn um einen herum andere LĂ€ufer aufgeben, oder einfach nur schlechter aussehen als man selbst.
Bis Kilometer 18 ging es mir abgesehen von den verhĂ€rteten Waden ganz gut. Die letzten 3 Kilometer erforderten dann aber doch einen weitaus höheren Aufwand mein Tempo zu halten als erwartet. Auf dem letzen Kilometer mehrten sich die Zuschauer wieder und es war ein Genuss sich unter dem Jubel der Zuschauer Richtung Ziellinie zu laufen. Nach 1:36:05 war es dann soweit und ich ĂŒberquerte, um einiges frĂŒher als ich in meinen kĂŒhnsten TrĂ€umen je ertrĂ€umt hĂ€tte, jubelnd die Ziellinie.
Nachdem mir die Finishermedaille umgehĂ€ngt wurde, stĂ€rkte ich mich kurz an der Labestation im Zielbereich und machte mich gleich zum auslaufen zurĂŒck an die Strecke um Assi und Gloria in empfang zu nehmen. Als ich mir einen guten Platz ergattert hatte bemerkte ich, dass ich keine Kamera dabei hatte. So lief ich wieder zurĂŒck und holte meinen Kleidersack. ZurĂŒck an der Strecke versĂ€umte ich leider wie Assi nach 2:04:24 sein absolutes Runners-High beim ĂŒberschreiten der Ziellinie erlebte. Wenige Minuten spĂ€ter kam auch schon Gloria die ich auf den letzten Metern zum Ziel noch fotografieren konnte.
Auch Gloria unterbot ihre kĂŒhnsten Erwartungen als sie bereits nach 2:07:10 das Ziel erreichte. Nun wurden wir alle fĂŒr unsere MĂŒhen in den vergangenen Wochen mit einer Finishermedaille und tollen Laufzeiten belohnt.
Nach kurzer Regeneration bekamen wir noch die Möglichkeit das tolle Titelbild zu knipsen. Den Rest des Tages verbrachten wir damit unserer Triumph zu feiern. Eigentlich wollten wir in das berĂŒhmteste Brauhaus Tschechiens, aber leider waren uns die Taxler nicht gerade gut gesinnt und so feierten wir in einem Lokal in HotelnĂ€he. Lange dauerte der Abend allerdings nicht.
Am nĂ€chsten Tag machten sich die Strapazen in den Beinen bemerkbar und wir entschieden uns fĂŒr einen Regenerationsspaziergang durch die Stadt. Gloria und ich gönnten unseren Beinen als Belohnung eine original thailĂ€ndische FuĂmassage.
Es war ein tolles und erfolgreiches Wochenende und mit Prag hatten Gloria und Assi eine tolle Stadt fĂŒr ihr LaufdebĂŒt gewĂ€hlt.
4 Kommentare zu âHalbmarathon PRAG 21,097 kmâ
War ein wirklich tolles Wochenende!! Bin jedoch auch froh, dass das ganze wieder vorbei ist, denn immer nur laufen ist dann auch auf die Dauer a bissal eintönig. Aber im Nachhinein hat es sich auf jeden Fall gelohnt fĂŒr uns alle!
Am Morgen des Renntages war ich jedoch nicht mehr so ĂŒberzeugt von meinen Rennkilometern die ich in den letzten 10 Wochen im Training absolvierte. Ich hatte absolut keine Lust und wollte eigentlich streiken. Gut dass mich die beiden MĂ€nner dann doch noch motivierten. đ
Vielleicht schaffen wir es noch mal uns fĂŒr einen Halbmarathon anzumelden, dann jedoch in einer anderen Stadt! Denn die Kunst und Kultur von Prag kennen wir jetzt bereits! đ
Lg Gloria
Das Erlebnis des Renngeschehens hatte mich buchstĂ€blich aus der Puste gebracht, bereits beim Passieren der Startlinie hatte ich meinen maximalen Puls erreicht. Links und Rechts jubelndes Publikum, Bands neben der StraĂe und ĂŒber 4.500 Gleichgesinnte – unbeschreiblich.
Gloria wĂ€re mir fast noch gefĂ€hrlich worden, aber ich denke sie hatte einfach einen Respektsabstand von mir gehalten, denn sie wollte weder ein Bad in der Moldau riskieren noch in Prag zurĂŒck gelassen werden.
Hab mich bereits beim Halbmarathon in Altötting (30.08.2009) angemeldet, das wĂ€re was fĂŒr Gloria, da gibt’s nicht so viel Kultur đ
Respekt Leute!!!
… und ich wollte dir schon fast eine PN schicken, Assi, weil ich schon so lange nichts von dir gelesen und gehört habe.
Freut mich zu lesen, dass du nicht nur wohlauf, sondern sogar topfit bist, und gratuliere zum respektablen Ergebnis.
lG
Martin
Keine Angst Martin, ich bleibe den Bergen natĂŒrlich treu đ