Mittenwalder Höhenweg, Winterbegehung

(Assi, Gupfi, Speedy)

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Der Mittenwalder Höhenweg erstreckt sich über einen vier Kilometer und fünf Gipfel umfassenden Kamm im Karwendel. Der mit A/B bewertete Klettersteig ist im Sommer ein beliebtes Ziel und wird gerade in letzter Zeit auch häufiger im Winter begangen. Im Winter gilt er jedoch als ernstzunehmendes Ziel.

Man startet um 09:00 mit der ersten Gondel der Karwendelbahn. Als wir ankamen fuhr auch schon eine Gondel hoch, eventuell erfragen ob man früher rauf kann, der Zeitvorteil kann hilfreich sein. Laut Gondelwart war seit der Wintersaison gerade eine Seilschaft vor uns unterwegs gewesen.

Blick auf die Bergstation mit einer Ausstellung in der Röhre, für die wir jedoch keine Zeit mehr hatten.

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Wir stellten uns auf ein Biwak am Ende des Grats (Tirolerhütte) ein, deswegen waren wir mit schweren Rucksäcken unterwegs. Wir gingen den Panoramarundweg hoch, passierten die Grenze und stiegen etwas oberhalb des eigentlichen Einstieges (durch Tunnel in Richtung Dammkarabfahrt erreichbar) ein.

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Blick zurück zur Bergstation. Wir kamen von rechts, vom Einstieg geht es links herauf.

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Die Verhältnisse waren sehr gut, der Schnee war trittfest und anfangs hielt sich die Schneemenge auch noch in Grenzen.

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Ja wo is er denn?

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Der höchste Punkt der Tour, die nördlich Linderspitze (2.372m) war gleich erreicht.

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Im ersten Stück waren die Versicherungen (Stifte, Holzbrücken, Leitern und Drahtseil) zum Großenteil schneefrei.

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Über eine lange Leiter geht es zum nächsten Gipfel…

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…der südlichen Linderspitze.

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An sehr wenigen Stellen war es sogar fast schneefrei.

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Mal ein Bild von mir.

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Nach der südlichen Linderspitze steigt man in Gamsangersattel ab, dort bitte nicht unseren Spuren folgen, wir sind sind etwas vom Weg abgekommen.

Am Gamsanger steht auch eine Unterstandshütte. Hier änderten sich die Verhältnisse, der Schnee wurde mehr und die bevorstehende Querung des steilen Hanges stellte sich als Schlüsselstelle heraus.

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Wir entschieden uns die Stelle, die im Foto flacher wirkt als sie war, mit dem Seil zu sichern. An einem freigelegten Felsstück machten wir Stand und sicherten auch noch den Steilhang bis zu einem Felszapfen, und die auf die andere Seite des Grat führende Seillänge. Danach erreicht man einen Felsunterstand und eine Leiter.

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Nachdem wir die Schlüsselstelle hinter uns hatte, war mal Zeit zum Telefonieren und…

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…zum Studieren der Karte. Wir genossen an diesem windstillen Platz die Sonne.

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Im weiteren Verlauf änderten sich Schneeverhältnisse. Aus dem trittfesten Schnee wurde eine pulvrige Schneeschicht. Das Sicherungsseil war sehr oft verdeckt und der Pickel erwies sich als unentbehrlich.

Der messerscharfe Grat glich einer Sanddüne 🙂

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Keine Sorge, der nächste Wind wird unsere Spuren wieder verwischen.

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Am letzten Stück.

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Wir sahen die Sonne immer tiefer sinken und waren froh dem Ende unseres Abenteuers entgegen zu treten.

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Am Hang zum Brunnsteinanger machte Gupfi einen Freudensprung.

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Und auch Speedy flog mir entgegen.

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Der Abstieg zur Brunnsteinhütte verlief in elendslangen Serpentinen ohne merkbaren Höhenverlust, so kürzten wir im Latschenhang ab, wo wir bis zur Hüfte im Schnee versanken. Beim Abstieg vom Brunnsteinanger keineswegs der verlockenden Rinne in Fallrichtung folgen (Absturzgefahr), sonder nach rechts abbiegen!

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In der Abenddämmerung erreichten wir die Brunnsteinhütte, wo auch noch Licht brannte. Die Hütte hatte für eine geschlossene Gesellschaft geöffnet. Der Wirt schenkte uns trotzdem ein Weißbier aus. Mit den Stirnlampen machten wir uns an den Abstieg zur Bundesstraße. Zum Auto war es noch ein weites Stück. Zwei freundliche Camper drehten um, als sie uns stoppen sahen und fuhren uns zum Auto – DANKE!

Unser Abenteuer ging ohne Biwaknacht bei Sitzheizung und 25°C im Auto bei der Heimfahrt zu Ende.

Infos:

  • Unbedingt erste Gondel erwischen
  • Die Länge des Grats und das ständige Auf- und Ab ist nicht zu unterschätzen
  • Die Schneeverhältnisse sind das Wichtigste bei dieser Tour, da heikle Querungen und verschneite Sicherungen zu meistern sind
  • Wir hatten Gurt, 60m Halbseil, 2 Expressen, Bandschlingen, Helm, LVS, Sonde, Schaufel, Steigeisen, Biwak- und Schlafsack dabei. Die Steigeisen blieben im Rucksack.
  • Danke an unsere beiden Vorgänger für die Spurarbeit! Eine Spur ist nicht nur für Wegfindung, sondern auch mental hilfreich

Links:

Sommerbegehung vom 05.08.2009

Beitrag auf Alpin.de

Artikel vom Axel Rentzsch-Rabl (bergsteigen.at)

Gesamtstrecke: 9057 m
Gesamtanstieg: 831 m

11 Kommentare zu „Mittenwalder Höhenweg, Winterbegehung“

  1. Geh leck – Respekt Burschen – a wirklich wüde G’schicht!!!
    Das muss eine wahrlich intensive Erfahrung sein, um die ich euch allerdings nicht beneide.
    In meinem Alter lässt man es lieber etwas gemütlicher angehen 😉
    lG
    Martin

  2. Glückwunsch zur Winterbegehung dieser sicher nicht ungefährlichen, anspruchsvollen Tour! Diese rasierklingenscharfen Gratwanderungen wären sicherlich das Richtige (zum “Hosenga…”) für mich!

    Sepp

  3. Super Sache, wir planen das auch in den nächsten Tagen, wenn das Wetter dann noch so gut ist. Wo wolltet ihr biwakieren? Die Tiroler Hütte ist doch geschlossen, gibt es da eine Art Unterstand oder sowas?

  4. @Volker
    Das Biwak war nicht wirklich geplant, wir wollten lediglich durch Mitnahme des Schlafsackes gut vorbereitet sein. Wir wussten nicht ob wir bei der Tirolerhütte irgendwo reinkommen, hätten aber auch neben der Hütte biwakiert.

    Wünsche euch eine schöne Tour!

  5. Ich habe mir gerade euren Text genau durchgelesen, vielen Dank für die superausführliche Beschreibung und – die Fotos sind streckenweise absolut professionell!

    Dann habe ich noch eine Frage: Wenn ihr zu dritt wart an einem Seil, wie habt ihr dann gesichert? Zwei Nachsteiger am Seil mit Weiche?

  6. Servus,

    des is lustig, ich habs erst jetzt gefunden, aber: wir waren damals kurz vor Euch (am 2.1.09) am Steig, insofern waren wir Eure Vorsteiger. Also, nix zum danken für die Spur! 🙂
    Ich hoffe allerdings, Ihr seid hinter der Biwakhütte nicht unserem Abzweiger gefolgt sondern hab den Einstieg in den Kamin gefunden. Bei uns ist an der Stelle nämlich ne böse “mixed-Tour” draus geworden, die eigentlich unnötig gewesen wäre.
    Ich war übrigens kurz nach Euch auch nochmal am Steig und bin dann ganz gemütlich durch die inwischen gut ausgetretene Spur gelaufen – insofern auch danke an Euch fürs Spuren!

    Gruß,
    Sepp

    ~~~
    Servus Sepp,

    So finden sich die Vor- und Nachsteiger wieder im Internet 😉 Wir haben uns natürlich auch für die etwas abenteuerliche Variante entschieden. Bei meiner Begehung im Sommer hab ich dann bemerkt, dass der eigentliche Weg durch den Kamin verläuft…

    LG, Markus

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