Jubiläumsgrat, Winterbegehung

(Assi, Flirsch)

Jubiläumsgrat, Winterbegehung

Der Jubiläumsgrat, der Verbindungsgrat zwischen der Zugspitze und der Alpspitze ist ein alpiner Klassiker und besonders als Winterbegehung eine Herausforderung. Flirsch und ich nutzen die perfekten Bedingungen und das stabile Wetter für die Begehung. Das Einzige was nicht ganz so perfekt war, war unsere Kondition.

Die Seilbahn brachte uns bequem für 25 € auf den höchsten Gipfel Deutschlands. So schnell wie möglich machten wir uns fertig und beantworteten noch schnell die Fragen der Touristen, die uns staunend beobachteten. “Nein, wir gehen nicht zum Zugspitzgipfel (Luftlinie 20m)” war unsere Antwort.

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Den Gipfel ließen wir rechts liegen und entfernten uns schön langsam vom Trubel der Zugspitze.

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Es war herrlich am schneidigen Grat hinunter zu spazieren, rechterhand das turbulente Skigebiet und linkerhand das ruhige Höllental.

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Die Verhältnisse waren perfekt. Die Spur war nicht zu übersehen und gut ausgetreten. Im Radio war immer die Rede von -20°C, auf der Südseite des Grats merkten wir nichts davon, ganz im Gegenteil, es war angenehm warm.

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Teilweise ist der Grat ganz schön überwechtet, also aufpassen wo man hinsteigt.

Der erste Abschnitt des Grats ist geprägt von ungesicherter Kletterei bis zum Schwierigkeitsgrad III-. Die Klettertechnische Schlüsselstelle ist im Abstieg zu bewältigen. Laut Internetberichten war hier mal ein Drahtseil, dem ist aber nicht mehr so.

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Die Klettereien am Grat sind teilweise ganz schön ausgesetzt. Man sollte sehr behutsam den Fuß vor den anderen setzen.

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Wir merkten schnell, dass wir beide nicht in der besten konditionellen Verfassung waren. Beide hatten wir eine Grippe hinter uns und Flirsch hatte ausgiebig seinen Geburtstag gefeiert.

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So hieß es noch bedachter anpacken.

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Der Gratverlauf ist sehr trügerisch. Der Blick reicht immer sehr weit, doch der Grat windet sich in alle Richtungen und verlängert sich dadurch.

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Der Gipfel der Zugspitze war immer in Reichweite, obwohl wir bereits eine Ewigkeit unterwegs waren und die Biwakschachtel kam nicht näher.

An dieser Stelle zog ich meinen Handschuh aus um besser klettern zu können, der sich bei dieser Gelegenheit verabschiedete. Irgendwas muss ich immer am Berg verlieren…

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Irgendwann ließ meine Motivation dann etwas nach 😉

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Die Seilversicherungen nehmen mit der Zeit zu, die Schwierigkeiten bewegen sich im ersten Abschnitt bis C, meisten aber so A/B.

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Das Biwak war erreicht, doch wir waren nicht alleine. Wir mussten uns die Biwakschachtel mit sechs anderen Aspiranten teilen. Im Klartext: wir mussten am Boden schlafen. Gleich nach unserem Eintreffen war auch schon Nachtruhe angesagt (ca. 18:00). Mit der Ruhe war allerdings nicht viel. Bis Mitternacht habe ich durch mein Schnarchen die anderen am Schlafen gehindert. Um Mitternacht habe ich alle aufgeweckt, weil ich zum Pinkeln musste und um 05:00 läutete auch noch mein Wecker.

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Wir warteten bis die anderen weg waren und begannen dann uns vorzubereiten. D.h. Frühstück kochen und Schnee schmelzen. Und das dauert…

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So um 11:00 verließen wir dann unser trautes Heim und machten uns an den zweiten Abschnitt.

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Und wieder hieß es im Ständigen auf und ab den Grat zu bewältigen. Die Klettersteigtechnische Schwierigkeit bildet die Volkarspitze (D). Im unteren Abschnitt ist auf eine Länge von etwa 6m nur ein senkrechtes Seil gespannt. Im Falle eines Sturzes nur eine beschränkte Hilfe, da keine Verankerung den Sturz halten würde.

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Generell haben wir empfunden, dass der Jubiläumsgrat teilweise Sicherungen aufweist, wo man sie wirklich nicht braucht und dass sie teilweise an neuralgischen Stellen fehlen oder nur einen Meter länger sein bräuchten.

Schade, dass ich meine beiden Eisgeräte nicht dabei hatte…

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Über den Hochblassen führt ein anspruchsvoller Grat. Der Hochblassen kann nordseitig (links) umgangen werden, was wir auch machten. Im Bild sind die Grieskarscharte und links davon die Alpspitze zu erkennen.

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Im Hintergrund sieht man nochmal den Turm (Volkarspitze).

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Da wir beide nicht mehr die große Motivation hatten, den Grat bei “fair Means” fertig zu machen, haben wir uns entschlossen über das Grieskar “abzusteigen”. Was so lustig mit “am Arsch runterrutschen” begonnen hatte, endete vier Stunden später fast in einem “Martyrium”.

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Wir hielten uns immer an den Spuren von Tourengehern, die allerdings den Vorteil hatten, dass sie nicht wie wir teilwiese hüfthoch im Schnee verschwanden.

Wir hatten schon mit dem Schlimmsten gerechnet, einem Biwak im Freien. Doch wir hatten Glück und trafen auf einen breiten Weg und ein Tourengeher meinte, in 100m kämen wir zu einem Schlepplift. Einem halben Kilometer später war es dann so weit. Der Liftwart meinte, wir können den Weg zum Kreuzeck rübergehen, wo wir dann mit der Gondel ins Tal fahren können.

“In einer halben Stunde seits leicht drüben”, sagte er. Über eine Stunde später mit den letzten Kräften kamen wir am Kreuzeck an. Wir rechneten damit eine Biwaknacht neben der Gondelstation zu verbringen. Was wir aber dann sahen, glich unserem Traum, den wir insgeheim träumten, als uns die Kräfte schon verließen:

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Es war keine Fatamorgana! Die Kohlenhydratespeicher waren schnell aufgefüllt. Ein Schnitzel mit Bratkartoffel brachte auch unseren Fetthaushalt wieder ins Reine.

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Am nächsten Morgen sind wir mit der Gondel ins Tal und mit dem Zug zurück zur Talstation Eibsee.

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Der Jubiläumsgrat ist eine herrliche Tour, doch wer die Tour wirklich in vollen Zügen genießen will, muss auch die psychischen und physischen Stärken mitbringen. Wer die Winterbegung an einem Tag durchziehen will, muss sehr flott unterwegs sein.

Links:

Sehr guter Beitrag!

Video

Gesamtstrecke: 21485 m
Gesamtanstieg: 1619 m

6 Kommentare zu „Jubiläumsgrat, Winterbegehung“

  1. Nachdem die gröbsten Schmerzen vorbei sind, würd ich sagen – im Sommer wirds leichter weil wir schon wissen was uns erwartet und ein gemütliches Sommerbiwak im Grießkar hat doch auch sicher was schönes 🙂

  2. @ Lukas
    Hi erstmal, und was heißt bei Dir Hochwinter? Februar ist ja auch noch Winter? Was ich aber eigentlich sagen will, ich war im November 2008 Auf dem Grat und es hatte eine Woche zuvor geschneit. Wir hatten dann aber 2 Tage Sonnenschein. Der Grat war jedoch die Hölle. Wir mussten noch vor der inneren Höllentalspitze biwakieren. Viele Kletterstellen waren eingeschneit und erforderten entweder hohes Risiko oder Seilsicherung. Darauf hin entschieden wir am nächsten Tag den Abstieg zur Knorrhütte zu nehmen, für den wir ebenfalls noch einen Tag brauchten.
    Also der Grat ist im Winter genial, jedoch sollte man nur bei guten Bedingungen gehen (wenn man ihn in zwei Tagen gehen will).

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